Sonntag, 29. Dezember 2019

Gedanken zum Jahreswechsel anhand des so genanntes Klimapaketes

2019 neigt sich dem Ende zu- Zeit für einen kleinen Rückblick und ein paar Gedanken. 



Der zweite heiße Sommer in Folge. Mit Dürre, toten und sterbenden Bäumen, globalen Waldbränden in einem Ausmaß, welches wir lange nicht so konzentriert erlebt haben, einem Klimapaket, welches seinen Namen meiner Meinung nach nicht verdient hat und einer Konzentration auf polarisierende Themen, die lediglich dazu führen, dass sich dieses Land mehr und mehr entzweit.

Ent-Täuschung

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich leider zu dem Schluss, dass eine verantwortungsvolle Politik im Sinne der so genannten "Bevölkerung" (also der Menschen!!!) augenscheinlich nicht mehr möglich ist. Keine neue Erkenntnis, keine Frage, aber immer noch war ich in dem guten Glauben, dass sich schon alles finden wird. Naja, wie heißt es so schön? Das Ende der Täuschung hat auch mich erreicht. Ich wurde ent-täuscht. Nicht, dass ich darüber traurig wäre, im Gegenteil, eine Enttäuschung gibt ja eigentlich nur Preis, was wahrlich zu verbergen versucht wurde. Und daher bin ich fast schon dankbar für die Demontage auf so vielen Ebenen, die ich im letzten Jahr beobachten konnte.

Tempolimit?

Da wird als einziges Land innerhalb Europas beschlossen, dass ein Tempolimit nicht eingeführt wird. Hier lege ich den Umweltaspekt mal kurz beiseite und konzentriere mich einzig auf den Wert des menschlichen Lebens: Wie verantwortungslos ist ein Politiker, wenn er den Verlust menschlichen Lebens fast schon als Kollateralschaden hin nimmt? Und wenn nur ein Leben gerettet werden kann, welches nicht unverschuldet durch einen anderen Fahrer ausgelöscht wird, so ist das verdammt noch einmal Grund genug, es den anderen Ländern gleich zu tun und mitzuziehen. "Raser" wird es immer geben, ob mit oder ohne Tempolimit, aber ist es ethisch, moralisch und vor allem menschlich noch zu unterstützen indem ein Tempolimit abgelehnt wird?


Erhalt statt Wachstum

Was hätte unser Land für Chancen wenn nicht Machterhalt und Wirtschaftswachstum so im Vordergrund stehen würden... Es wären fantastische Möglichkeiten, die sich bieten würden. Hier kurz eine Erläuterung meiner persönlichen Meinung: Ich bin für einen Erhalt des Standarts, ausbaufähig wären natürlich und selbstverständlich die sozialen Bereiche auf allen Ebenen (Pflege, Krankenhäuser, Schulen, KiTas, soziale Institutionen für obdachlose Menschen, für behinderte Menschen, die Teilhabe aller Menschen, egal welcher Herkunft und alle weiteren), ich bin aus diversen Gründen nicht für ein permanentes Wirtschaftswachstum- das führt in der Regel irgendwann zum Kollaps. Aber ich bin für die Entwicklung von innovativen Lösungen, die zu einem nachhaltigen und glücklichen Miteinander führen können, welches Mensch, Natur und Umwelt in Einklang bringt.
Das Geld wäre da, spätestens wenn es nicht mehr um Gewinnmaximierung gehen würde.

Umverteilung

Eine sinnvolle Umverteilung von Geldern wäre eine gute Möglichkeit, um gemeinsam langsam und nachhaltig in eine bessere Zukunft zu gehen. Subventionen für umweltschädigende Industrien können von Jahr zu Jahr reduziert werden, zugunsten der Industriezweige, die sich als nachhaltig und umweltschützend erweisen. Jeder Betrieb kann sich so während des Zeitfensters Gedanken um die Möglichkeiten des Wandels in seiner Firma machen. Konventionelle Landwirte hätten Zeit sich dem ökologischen Anbau zuzuwenden, Massentierhaltung könnte endlich Geschichte werden. Auch sollte die regionale Produktion stärker in den Fokus gerückt werden. Die globale Vielfalt, die z.B. in den Obst- und Gemüseregalen zu finden ist mag verlockend sein, doch es gibt eine Vielzahl heimischer Superfoods, die mehr und mehr innerhalb kürzester Zeit in Vergessenheit geraten sind... Nur weil wir meinen, dass wir immer wieder etwas neues benötigen würden. Neu wäre mittlerweile aber tatsächlich das Alte wieder zu entdecken, insbesondere in Bezug von regionalem und vor allem saisonalem Obst und Gemüse- und dies zu fairen Preisen, während Importprodukte massiv im Preis steigen sollten- und zwar abhängig von ihrer Herkunft, ihrer Produktionswege und den fairen Löhnen für die Landwirte in den jeweiligen Regionen.

Textilindustrie

Gleiches sollte für Kleidung gelten- ein Land wie unseres kann und darf es sich nicht weiterhin leisten, den Verkauf von Billigtextilien unter den gegebenen Umständen weiterhin zu gestatten. Ja, Kleidung muss für jeden Geldbeutel erschwinglich sein, aber darf es dies unabhängig davon, welches Leid dafür anderorts unterstützt wird? Und auch hier könnte ein Preisanstieg im Rahmen der Transportkosten und zugunsten der Löhne in den jeweiligen Betrieben eine Möglichkeit sein, um die Aufmerksamkeit wieder mehr in unser Bewusstsein zu transportieren. Auch ist es zwingend erforderlich, dass die Herstellung und die Herkunft in Hinblick auf die Arbeitsbedingungen hin überprüft werden- und wenn diese mit den aktuellen Menschenrechtskonventionen nicht in Einklang zu bringen sind, dann ist so ein Handel nicht zu gestatten. Hört sich zugegeben  radikal an, aber ich fürchte, dass uns allen ein wenig der Blick verloren geht- der Blick auf Werte, sowohl menschlich als auch materiell.

Zeit und Geld- verkehrte Welt

Wir alle klagen über zu wenig Zeit, doch wofür geben wir diese aus? Was ist in den letzten Jahrzehnten dazu gekommen? 24- Stunden Fernsehen, Handy, Internet, soziale Netzwerke... Haben wir alle wirklich keine Zeit mehr, um z.B. unsere Lebensmittel selbst zu verarbeiten? Ein weiterer Punkt, den ich zunehmend nicht verstehe. Warum ist z.B. Mehl billiger als das Korn aus dem es gewonnen wird? Da kostet ein Kilo Bio- Mehl Typ 550 0,95€ während das volle Korn Weizen, also unverarbeitet, im Kilo bei 1,45€ liegt (gleiche Marke wohlgemerkt). Für mich eine verkehrte Welt.

Fridays for Future und die Möglichkeiten

Hauswirtschaft und kochen waren mal Schulfächer- was wäre so falsch daran, diese wieder zu etablieren? Will ich damit zurück in die Steinzeit? Mitnichten, nehme ich die Chancen der Fridays for Future- Bewegung als Anstoß:
Mal angenommen, wir würden die Gedanken der Schülerinnen und Schüler ernst nehmen: Könnte sich ein Lehrplan nicht dahingehend entwickeln, dass dem angewandten Lernen ein größeres Zeitfenster eingeräumt wird? Montags- Donnerstags Unterricht nach klassischen Vorgaben und Freitags die praktische Anwendung. Derzeit sind dies noch die FFF- Demonstrationen/ Streiks, wie immer man sie nennen mag, mit dem Hintergrund, gemeinsam für eine bessere Umwelt einzutreten.
Wir haben alle gelernt, dass sich Erinnerung und Gelerntes durch eine praktische Anwendung wesentlich fester verankern, als dies ein bloßes theoretisches Lernen kann. Im Rahmen von angewandtem Lernen könnte z.B. in Erdkunde das Thema Klimaentwicklung aufgegriffen werden während in Physik die Möglichkeiten der unterschiedlichen Energiegewinnung durchgenommen werden. In Kunst würden Plakate, Banner etc. erstellt und in Biologie könnte sich mit den diversen Ökosystemen beschäftigt werden. In Politik kann die Rechtslage behandelt werden: Streik- und Demonstrationsrecht. Freitags wird dann auf die Straße gegangen. Spinne ich diesen Ansatz weiter, so könnten sich pro Jahrgang Schwerpunktthemen etablieren, die durchaus mit dem Lehrplan konform gehen und gleichzeitig an einem Wochentag praktisch erlebbar gemacht werden (in diversen Ausbildungsgängen gibt es ja z.B. bereits einen Praktikumstag/ Woche). Damit würde FFF, sobald nicht mehr erforderlich, durch einen solchen Tag ersetzt werden. Dies könnte mit Exkursionen gefüllt sein oder mit gemeinschaftlichen Aktivitäten zu den behandelten Themen. In meiner Vision müsste dies realisitisch 2x/ Monat umsetzbar sein. An den anderen beiden Wochentagen (= 4 Wochentage/ Monat) könnten lebenspraktische Themenschwerpunkte gesetzt werden: Social Media, Kochen, Hauswirtschaft, Zeit- und Streßmanagement, Gärtnern u.v.m. Pro Jahrgangsstufe könnte so altersentsprechend "für das Leben gelernt werden". Hätte mir während meiner Schulzeit bestimmt mehr Spaß gemacht und somit auch mehr Motivation in mir geweckt. 

Nur Strom und Sprit ist zu wenig 

Wie also passt es in ein so genanntes Klimapaket, dass dort fast ausschließlich die Themen Strom und Sprit vorkommen?
Ich glaube, dass dies schlicht daran liegt, um die Menschen zu polarisieren und zu benutzen. Kosten für Strom und Sprit sind die Ausgaben, mit denen ganz viel Wut erzeugt werden kann- auch bewusst gesteuert. Und jemand, der seine Macht behalten mag, der scheut sich nicht wirklich, seine Konkurrenz mit allen Mitteln klein oder gefährlich zu reden.
Wie waren noch die Worte, dass der Mittelstand nicht zu sehr belastet werden darf? Und was ist passiert?
Wo werden Luxusgüter teurer, wo bleiben die, die bislang schon weitestgehend nachhaltig leben, nur leider in einer Mietwohnung und angewiesen auf den PKW? Das derzeitige Klimapaket ist für die einen ein Witz und für nachhaltig lebende Menschen ein Schlag in die... In jedem Fall viel zu wenig, viel zu sehr auf 2 Kernpunkte reduziert und mehr als ausbaufähig.

2020

Ja, ich bin ent-täuscht, aber auch dankbar dafür. Und ich hoffe weiterhin darauf, dass viele andere in ihrer Enttäuschung nicht blind werden und meinen eine so genannte "Alternative für wen auch immer" wäre auch eine echte. Und ich wünsche allen, die für eine bessere Umwelt einstehen, dass wir den längeren Atem haben!  2020 darf gerne besser werden!







Sonntag, 27. Oktober 2019

Natur- und Umweltschutz in unseren Gärten: Die Dickendorfer Mühle

Mit freundlicher Genehmigung der Familie Zöller freue ich mich sehr, dass ich den Garten der Dickendorfer Mühle hier vorstellen darf. 


Dickendorfer Mühle innen
Hier geht es zu Teil 1, eine Zusammenfassung meines Bildungsurlaubes zum Thema Natur- und Umweltschutz in unseren Gärten


Wagenrad
Die Mühle selbst wurde im Jahr 1529 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, das Gebäude selbst wurde jedoch wahrscheinlich im Jahr 1818 durch einen Neubau ersetzt. Am 1. Januar 1772 gelangte die Mühle in den Familienbesitz der Familie Zöller (Quelle: Wikipedia).

Der Eingang zum hinteren Garten
Vor Ort durften wir uns davon überzeugen, dass die Mühle selbst noch voll funktionsfähig ist. Familie Zöller betrieb die Mühle noch bis in die 90er Jahre, mittlerweile ist im Innenraum ein traumhaftes Cafe entstanden, umgeben von einem naturnah geführten Garten.

Dicht bewachsene Beete
Wie ich schon im ersten Teil erwähnte, sind die Gärten in und um Altenkirchen nicht mit den hiesigen Gärten des Ruhrgebietes zu vergleichen- sie sind einfach unfassbar groß. So auch dieser Garten, durch den Sigrid Zöller auch voller Begeisterung führt.

Blick auf den Nutzgarten und das Gewächshaus
Der Garten gehört mit zur Kräuterwind- Gartenroute Westerwald und umfasst neben einer Obstwiese, einer Anbaufläche, vielen Kräutern, einem Bauerngarten, einem Gartenpavillon und einer Weinecke auch liebevoll und ausgefallen dekorierte Nischen, Ecken und Plätze.

Die Statue wacht über den Garten
Dieser Garten macht alleine deshalb schon unglaublich viel Freude, weil es hinter jeder Kurve etwas zu entdecken gibt.

Das sind mal Bohnenstangen!
Ein verwunschen wirkendes Eisentor, der Blick auf eine Statue, kleine bepflanzte Gefäße, Stecker und sogar ein Klavier. Dazu zauberhafte Wege, die zum Teil mit Moos bedeckt sind, naturnah und doch durch Menschenhand kultiviert.

Kleine, liebevoll gestaltete Plätze finden sich überall
Sigrid Zöller selbst ist mit Leidenschaft und guter Laune dabei und diese spürt man auch, wenn man den Garten durchschreitet. Dieser ist in Hanglage, was dazu führte, dass sich (erst seit kurzer Zeit) die Anschaffung eines Aufsitzmähers nicht umgehen ließ.

Diese Treppe kann, aber muss nicht betreten werden
Auch hier wird gemulcht und trotz einer großen Wiesenfläche bleibt noch genug Platz für eine breite Vielfalt an Stauden, Gehölzen und diversen Bepflanzungen, der viel Raum für die heimische Tier- und Insektenwelt lässt.

Wurze kommen auch mit wenig Wasser aus
Der Westerwald hat seinen Namen ja nicht von ungefähr erhalten und auch der Garten der Dickendorfer Mühle liegt nahe den heimischen Nutzwäldern. Und obwohl augenscheinlich viel Natur im Umfeld zu finden ist, so ist jeder Garten, in dem sich so viel Mühe gemacht wird, eine Bereicherung für die Insektenwelt. Und dies hat dann wieder Auswirkungen auf die heimischen Vögel und Tiere.

Ein Bett, unterhalb verläuft ein Bach
Wer also einmal um Altenkirchen herum unterwegs sein sollte, dem kann ich nur die Empfehlung aussprechen, der Dickendorfer Mühle einen Besuch abzustatten. 

Ein Klavier
Herr Zöller führt übrigens ebenso mit ansteckender Begeisterung durch die Mühle selbst und das Cafe bietet selbst hergestellte Kuchen, Torten und noch einiges mehr.
Einfach und wirkungsvoll
Da ich parallel noch an einer kreativen Umsetzung der Innenaufnahmen arbeite (die sich dann in den kommenden Wochen auf meinem Blog 1AcoolART befinden werden) und sich dieser Artikel in erster Linie dem Garten widmet gibt es an dieser Stelle auch fast nur den Garten zu sehen.  Das Innere der Mühle ist ebenso vielfältig und da ich lieber Bilder sprechen lasse hoffe ich, dass es mir nachgesehen wird, dass ich hier verlinke.

Jedem Tierchen ein Unterschlupf
Weiterführende Links:
Dickendorfer Mühle unbedingt die Öffnungszeiten beachten!
Käuterwind Genußreich Westerwald

Akelei
Und weitere Bilder aus dem Garten:


Hübsch
Manches wirkt fast, als ob es noch täglich genutzt werden könnte
Nutzgarten
Nutzgarten
Schnittlauch
Treppe zum Nutzgarten
Ein Wurz
Der Pavillon in der Mitte des Nutzgartens
Die Obstbäume sind noch jung
Alte Dachschindeln als Beetbegrenzung

Hier noch eine bessere Ansicht
Und Idylle alle paar Meter
Nur zur Deko ;)
Allium
Die Wasserstelle


Wagenrad im Shabby- Chic Stil
Es passt einfach alles
Leider weiß ich nicht mehr, was das mal war.

Die Weinecke... ja, alles ein Garten
Der Teich gehört direkt zur Mühle, der restliche Garten zum Wohnhaus



Samstag, 28. September 2019

Natur- und Umweltschutz in unseren Gärten- Bildungsurlaub im Westerwald

Ich war dann mal weg... 5 Tage zum Thema Umweltschutz in Altenkirchen und drumherum. 


Blick auf die Landschaft im Westerwald
Sehr spannende Tage durfte ich im letzten Frühjahr in Rheinland- Pfalz erleben. Auf der Suche nach einem interessanten Bildungsurlaub stieß ich auf ein Angebot der evangelischen Landesjugendakademie in Altenkirchen, das Thema lautete "Natur- und Umweltschutz in unseren Gärten", gekoppelt mit der Besichtigung des Renaturierungsprojektes im Stöffelpark, einer Kräuterwanderung durch die Bacher Lay, dem Besuch des Klostergartens Marienstatt sowie dem Hachenburger "Hopfengarten" und noch ein paar anderen Stationen.

Hier darf auch wachsen, was von selbst gekommen ist
Bildungsurlaube haben ja immer ein recht straffes Programm, so auch hier mit teilweise 4 verschiedenen Stationen pro Tag.
Dieser Artikel wird sich hauptsächlich mit einer groben Zusammenfassung der Erfahrungen beschäftigen, die ich als Besucher in den Privatgärten von deren Besitzern mitnehmen konnte. Desweiteren werde ich einzelne Stationen in Folgeartikeln näher beleuchten und meine Eindrücke einfließen lassen.

Eichenwidderbock (?)
Der Westerwald bietet dem Gartenbesitzer im allgemeinen ein im Vergleich zum westlichen NRW eher rauhes Klima mit- im Frühjahr- späten und entsprechend- im Herbst- frühen Nachtfrösten, starken Winden und einer vorwiegend tonhaltigen Bodenbeschaffenheit, meist noch gepaart mit Basalt aus einer Zeit in der die Vulkane noch aktiv waren. Nichts, worüber sich ein Gärtner zunächst einmal freut.

Akelei im Vordergrund, dahinter Frauenmantel
Doch diejenigen, die sich trauen und die ich kennen lernen durfte, trotzen den Widrigkeiten und gärtnern im Einklang mit der Natur. Dies führt dazu, dass Frauenmantel und Akelei in wirklich jedem Garten anzutreffen sind, in der Regel in hübschen Verbänden und für uns nach nur 2 Tagen bereits ein "Running Gag".
Doch unsere heimischen Gewächse sind nun einmal am Besten angepasst und so war ich sehr dankbar, dass diese Gärten neben den beiden immer wiederkehrenden Pflanzen eine hohe Artenvielfalt aufwiesen, die andererorts auch gerne einmal als Unkraut bezeichnet wird.

Frauenmantel
Bei einem Landschaftsgärtner, der sich auf echte naturnahe Gartenanlagen spezialisiert hat (und der netterweise Kiesgärten als Auftrag gar nicht erst annimmt) wurde klar, was Umweltschutz so alles beinhalten kann. So verfügt die Firma über ein recht großes Gelände, auf dem diverse Materialen die Chance auf Recycling haben. Alles, was bei Neuanlagen weichen muss und in irgendeiner Art in anderen Gärten wiederverwendet werden kann, wird dort zwischengelagert- von Holz über Stein, Kies, Sand und bisweilen auch Pflanzen.

Beinwell
Bei der Pflanzenwahl werden Gehölze empfohlen, die mit den klimatischen Bedingungen klar kommen und im Gesamtbild über das Jahr hinweg immer wieder einen "Hingucker" bieten. Gleichzeitig sollte es auch Wiesenflächen geben, die nur ein bis maximal zweimal pro Jahr gemäht werden, damit die Insektenvielfalt bewahrt werden kann. 2 Dinge haben mir dort am Besten gefallen: Ein Tonkasten für die Kinder (eben kein Sandkasten) und Hochbeete, die aus alten Grabeinfassungen entstanden sind.

Unbestimmt
Die Sache mit den Wiesen zog sich ebenfalls durch alle Gärten, die wir besichtigt haben: Lasst wachsen, was wachsen darf und mäht nicht immer alle Flächen radikal hinunter. Die erste Mahd sollte eigentlich erst Ende Juni erfolgen, ja, ich gebe zu, dass ich es in diesem Jahr partiell nur bis Ende Mai "ausgehalten" habe (da war das Wiesenschaumkraut verblüht). Nur ein Beispiel für das "Warum?": Der Aurorafalter benötigt als Futterpflanze auch für die Raupen das Wiesenschaumkraut und die Knoblauchrauke. Ersteres blüht bis etwa Mitte/ Ende Mai. Damit die Raupen nun genug Nahrung finden sollten natürlich diese Pflanzen so lange wie möglich stehen bleiben. Die Verpuppung findet dann meist in Bodennähe statt, so dass beim ersten mähen keine großen Schäden entstehen.

Wiese
Für eine vielfältige Wiese sind allerdings auch entsprechende Vorüberlegungen notwendig: Welche Wiese habe ich bzw. möchte ich haben? Dies ist vom Boden und den klimatischen Bedingungen abhängig. Es gibt feuchte Fettwiesen, trockene Magerwiesen und einiges dazwischen. Am einfachsten ist es, wenn man die gegebenen Bedingungen nutzt und dementsprechende, vorzugsweise regionale, Saatmischungen aufbringt. Es ist aber auch durchaus möglich, einfach ein paar Flächen konsequent nur 1-2x/ Jahr zu mähen und dann beobachten, was passiert. Es ist faszinierend, welche Vielfalt sich dort schon nach kurzer Zeit beobachten lässt. Ich habe mittlerweile sogar ein paar Duftveilchen, über die ich mich sehr gefreut habe und die sich jetzt weiter verbreiten können.
Zu den Wiesenmischungen gibt es die Empfehlung, eine Mischung mit Ein-, Zwei- und Mehrjährigen, aufeinander abgestimmten Pflanzen zu wählen, so entsteht nach 5-7 Jahren ein Beet, welches 1x/ Jahr gemäht und von den mehrjährigen dominiert wird.

Unbestimmt
Im Staudengarten einer sehr ambitionierten Hobbygärtnerin durfte ich 2 Wildrosen mitnehmen, die sie selbst vermehrt und "in die weite Welt" schickt. Für die erste habe ich bereits einen Platz in meinem Wall gefunden, um der 2. auch ausreichend Platz zur Verfügung zu stellen müssen erst noch Altbestände an nutzlosem Kirschlorbeer weichen. Sehr hilfreich für meinen Garten fand ich dort ihre Angaben zu Wuchshöhe, Vermehrungsbereitschaft der Pflanze und Platzbedarf im Garten. Wie oft beobachte ich Gärtner, die sich selbst geißeln, in dem sie Heckenpflanzen setzen, die als solche gar nicht geeignet sind und permanent an ihrem natürlichen Wuchs gehindert werden müssen. Überhaupt sind die meisten Hecken in unseren Gärten nicht mehr breit genug, um Vögeln und ausreichend Insekten eine Unterkunft zu bieten. Je mehr Raum eine Hecke einnehmen darf, desto weniger muss sie künstlich im Zaum gehalten werden und desto mehr Lebensraum bietet sie. Mehrere unterschiedliche Pflanzen sind dann auch kein Problem, die Neuanlage sollte dann in den ersten Jahren mit kurzlebigen, leicht zu entfernenden Stauden aufgefüllt werden.

Ein Pilz
In allen Gärten wurden mindestens einzelne Aspekte der Permakultur angewandt. Dies war dort allerdings auch ein bisschen einfacher, als es z.B. in Kleingärten oder in klassischen Hausgärten möglich ist, einfach weil ein Westerwälder Hausgarten bei ungefähr 600- 800 Quadratmetern anfängt und unsere Gärten damit oft schon übertroffen werden- dementsprechend viel fällt dann an Material an. Dennoch, Permakultur macht Sinn, ist nützlich, nachhaltig und spart Zeit und Geld. Es bedeutet, vereinfacht ausgedrückt, dass alles, was im Garten als "Abfallprodukt" anfällt, diesem wieder zugeführt wird, dass Mischkulturen gepflegt werden (und keine Monokulturen) und dass das ökologische Gleichgewicht beim gärtnern unterstützt (und umgekehrt).

Der Westerwald- ein Teil davon

Also Baum- und Strauchschnitt wird gehäckselt und auf den Beeten verteilt (Stichwort Flächenkompostierung), ebenso anfallender Rasenschnitt. Es wird kompostiert, was möglich ist (eigentlich sollten nur kranke Wurzeln nicht kompostiert werden, oberirdisches darf drauf, egal ob Braunfäule oder Mehltau o.ä.). Größere Stämme können zu Totholzecken gestapelt werden, überhaupt sollte der Garten nicht zu aufgeräumt sein (aber er sollte auch nicht komplett verwildern). Nützlinge werden angelockt und minimieren den Schädlingsbefall.

Schwebfliege
Ja, bei Blattläusen sollte man z.B. geduldig warten, die Nützlinge werden kommen! Garantiert- man muss nur aushalten, dass die Lauskolonien erst gefressen werden, wenn z.B. die Marienkäferlarven schlüpfen, d.h. der Marienkäfer macht seine Eiablageplätze vom Blattlausbefall abhängig. In diesem Jahr war mein Rainfarn über und über von Läusen übersät- nach dem Schlupf der Larven hat es nur wenige Tage gedauert und alle Läuse waren weg. Auch konnte ich im Spätsommer eine Heckenbraunelle beobachten, die sich den Lausbefall an einer kleinen Teefenchelpflanze hat schmecken lassen.

In den kommenden Wochen werde ich- auch ein wenig zeitabhängig, weitere Artikel veröffentlichen, Inhalte werden unter anderem Apothekergärten, die Bacher Lay, der Garten der Dickendorfer Mühle und der Stöffelpark sein. 

Hier geht es zum 2. Teil: 
Der Garten der Dickendorfer Mühle

Weiterführende Links: 

Landesjugendakademie Altenkirchen für den Bildungsurlaub als solchen
Arche Wyda e.V. ein Verein, der sich unter anderem für regionale Wiesenmischungen einsetzt und dem Insektensterben die Stirn bietet
Dreschflegel ein Saatgutversand mit einem umfassendem Informationsfundus



Mittwoch, 24. April 2019

Die Ringelnatter erwischt einen Molch- die Eidechse überlebt

Heute habe ich knapp eine Stunde so gut wie bewegungslos an meinem Teichtümpel zugebracht.

Die Ringelnatter war wieder da. Also habe ich mir flugs eine Decke geholt und langsam an den Teich gelegt. Im gegensatz zum letzten Mal erschien sie mir ein wenig aufmerksamer, tolerierte mich jedoch nach wie vor. Nach ein paar Minuten wurde mir klar, daß sie sich auf der Jagd befinden musste.
Hier würgt sie gerade den Molch hinunter
Auf jede Bewegung, meist Molche, die nach Luft schnappten, reagierte die Natter intensiver als bei meiner letzten Beobachtung. Auch brachte sie wesentlich mehr Zeit im Wasser zu, ohne sich zwischendurch von den warmen Sonnenstrahlen ein wenig aufheizen zu lassen.
Im Hintergrund ist das Pampasgras zu erkennen
Als sie sich auf mich zu bewegte, nahm ich im Hintergrund eine Bewegung wahr. Eine Eidechse suchte den Tümpel auf, um ein wenig Wasser zu sich zu nehmen. Zum Glück für die Echse blieb diese unbemerkt und verschwand irgendwann im vertrockneten Pampasgras.
Die Eidechse trinkt quasi im Rücken der Natter
Die Ringelnatter hingegen tauchte irgendwann ab und kam mit eher seltsam anmutenden Bewegungen ans Ufer. Sie stützte sich mit ihrem Kopf zwischen zwei Steinen ab und ihr gesamter Körper wurde, mit dem Kopf als "Muskelantrieb", an Land gezogen. Dann erblickte ich den Grund: Sie hatte einen Molch in ihrem Maul.
Mit einem Klick aufs Bild erscheint eine größere Ansicht
Leider waren zwischen mir und der Schlange noch ein paar Grashalme, dennoch habe ich mich sehr über diese Aufnahmen gefreut. Sollte die Natter tatsächlich mittlerweile ein wenig ansässig geworden sein hoffe ich darauf, dass mir noch weitere interessante Aufnahmen gelingen werden. Und wenn nicht, so bin ich sehr dankbar für diese Stunde "Wildlife- Kino" in meinem kleinen Garten.