Montag, 16. August 2021

Gartenrundgang im Naturgarten

Vieles hat sich in den letzten 2 Jahren in meinem Garten verändert- von einem klassischen Schrebergarten hin zu einem Naturgarten war es ein weiter Weg. 

Und endlich komme ich nun dahin, dass ich nicht mehr nur die Art meines Gärtnerns als "natürlich" bezeichne, sondern auch der Garten selbst ist zum Naturgarten geworden. 

 

 
Baustellen gibt es immer noch- ausgerechnet im Eingangsbereich, der einzigen Stelle, die von Besuchern der Anlage einsehbar ist. Aber es sind nur noch kleine Flächen, die aufgrund ihrer Beschaffenheit einer gründlichen Planung bedürfen. Auf dem oberen Bild das rechte Beet z.B. ist übersät von Ackerschachtelhalm, mit recht schwerem Boden und es liegt im Halbschatten. Im Juni ist es dicht bewachsen mit Jungfern im Grünen und Fingerhüten, aber irgendwie ist es noch nichts "Ganzes".
 
 
Und hier der Saum links im Bild soll sich in eine lebendige Hecke verwandeln, ein Anfang ist gemacht, bislang konnte ich mich nur noch nicht dazu durchringen, die alten Forsythien und Haseln auszuheben.
  
 
Das ist der Bereich hinter der Gartenlaube, ebenfalls recht schattig und mit dem Rhododendron eigentlich soweit "fertig".
 
 
Und dann eröffnet sich der Blick auf die Reptilienburg und somit in den "Biotop- Bereich" des Gartens. Ab jetzt wird`s schick- zumindest in meinen Augen. Die Wiese wurde seit ca. 10 Jahren nicht mehr vertikutiert und sie wird nur an den Grenzen zu den Nachbarn hin kurz gehalten, ebenso mähe ich meine Laufwege (siehe auch hier den Artikel zur Wildwiese).
 
 
Alles außerhalb der Wege wird 2x/ Jahr gemäht, bei starker Samenbildung kappe ich dann lediglich die Spitzen. Seitdem hat es in der Wiese wieder Grashüpfer und insgesamt hat die Insektenpopulation zugenommen.
 
 
Den Zaun habe ich nicht wirklich gerne gebaut, er war wegen diverser Kleingartenauflagen nötig. Der Zaun begrenzt den direkten Zugang zum Tümpel, das ist das Loch auf dem Bild oben. Als Tümpel trägt er Wasser, wenn es geregnet hat und darf aber auch trocken liegen, das ist der große Unterschied zu einem klassischen Gartenteich. Ein ausführlicher Artikel zum Thema Tümpel ist geplant, sobald dieser komplett fertig gestellt ist. Rechts im Bild sieht man das Topinamburfeld mit ca. 4qm Größe.
 
 
Auf dieser Aufnahme liegt der Tümpel links im Bild, es folgt das Wildblumenbeet mit heimischen ein-, zwei- und mehrjährigen Pflanzen, unter anderem Alant, Nachtkerzen, Minze, Sterndolden, Beinwell, Rainfarn, Katzenminze und einigen Einjährigen, die je nach Jahr mal mehr und mal weniger auftauchen, verweilen und wieder gehen. Auf den Lehmhügeln, die durch die Aushübe an der Reptilienburg und am Tümpel entstanden sind, wachsen Kugeldisteln, echtes Johanniskraut, eine Wildblumenmischung vom Nabu, Muskatellasalbei, Indianernessel, Lavendel, diverse Gräser, Rotklee und ein paar unbestimmte weitere, die bleiben dürfen, wenn sie nicht allzu invasiv sind. Die Lehmhügel dienen gleichzeitig als Nisthilfen für Bienen und sollen daher nicht komplett zuwachsen, damit Brachflächen erhalten bleiben.

 
Hier noch eine parallele Ansicht auf den Tümpel und das Wildbeet, welches von einem Pflaumenbaum und einen kleinen Apfelbaum begrenzt wird. Der Rasenmäher begrenzt die unkontrollierte Ausweitung der stark samenden Pflanzen. Gut zu erkennen sind die höheren Wiesenabschnitte, hier auf dem Bild allerdings unmittelbar nach der 2. Mahd Mitte August.

 
Auch das Beet zur Terrasse ist im Laufe der Jahre ein wenig wilder geworden. Im Jahresverlauf blühen Tulpen, Allium, ein paar unbestimmte Bodendecker, Milchstern, Lavendel, Minze und Bartnelken. Auf der anderen Seite Rosen, Wein und Walderdbeeren.

 
Zwischen dem ca. 30 Jahre alten Pampasgras und der Korkenzieherhasel liegt versteckt noch ein Miniteich, auf den ich im Artikel über die Lebensräume von Ringelnattern näher eingehe, ebenso wie auf den Wert, den abgestorbenes Gras für die heimische Tierwelt bietet.
 
 
An Obstbäumen finden sich derzeit 2 Apfel- und 2 Nashibäume, eine Mirabelle und eine Pflaume.
 

Es geht jetzt noch einmal im oberen Bereich des Gartens nach unten Richtung Nutzgarten.
 
 
Hinten rechts auf dem Bild beginnt der Nutzgarten, links im Bild ist ein Zier- und Nutzbeet, welches gleichzeitig die Grenze zum Nachbarn bildet. Dort sollen primär mehrjährige Stauden einen Platz erhalten, durch eine hohe Verunkrautung mit Quecke und Ackerschachtelhalm verlangsamt sich leider der Prozess. Duftrosen, Johannisbeeren, Lungenkraut und Frauenmantel sind dort primär als Nutzpflanzen vorhanden, zwischen den Stauden wächst immer wieder Phacelia. Das hohe Gewächs Mitte rechts im Bild ist ein alter Baumstumpf, der mit Efeu bewachsen ist. Dieses kommt auch mittlerweile zur Blüte (siehe auch hier meine Erfahrungen mit blühendem Efeu).

 
An den Biotopteil des Gartens schließt sich der Nutzgarten an. Hier ist Mischkultur angesagt, die mir bislang in jedem Sommer einen kleinen Dschungel beschert. Zwischen den klassischen Anbaukulturen befinden sich noch diverse Kräuter, teils für Tee, teils zum würzen. Ich erhalte dadurch Fenchelsamen, Oregano, Eberraute (besser bekannt als Colakraut), Bohnenkraut, Salbei, Dill, Petersilie, Schnittlauch, Basilikum, sibirisches Herzgespann und Kamille als Jahresvorrat. 
 
 
Die Hochbeete kommen zwar nicht gerade ästhetisch daher, sind aber praktisch und zweckmäßig. Darin sind in diesem Jahr Auberginen, Rosenkohl, eine Zucchini (ich habe die mit einer Gurke verwechselt), Gurken, ein paar Möhren, Zwiebeln und Sellerie. Die Tomaten hat es leider großflächig dahin gerafft, in diesem Jahr bedingt durch das Hochwasser hatten alle Pflanzen die Stängelfäule. Auf dem vorderen Feld wachsen Prunkbohnen sowie Kohlpflanzen. Auf allen beeten finden sich Pechnelken, die mit ihren Wurzelausscheidungen die Nachbarpflanzen fördern.

 
Rechts auf dem Beetstreifen baue ich in diesem Jahr zum ersten mal Schwarzwurzeln an, vorne links Sellerie und auf dem Beet darüber Gurken, Oregano, Zucchini und Möhren.
 
 
Links mein Milpa- Beet, allerdings ist dieses Feld als Neuanlage zu betrachten und dementsprechend von der Bodenbeschaffenheit noch nicht optimal. Der Mais schwächelt vor sich hin, die Zucchini ebenso, der Stangenbohne Blauhilde gefällt es. Am Rosenbogen rankt noch eine schwarze Johannisbeere und im Bogen befindet sich eine süße Stachelbeere.
 
Abschließend noch die Terrasse, mit ein paar Paprikapflanzen, Physalis und einigen Voranzuchten aus dem Gewächshaus, in welchem auch Physalis, Gurken und eine Wassermelone gedeien. 

Die Fläche unterhalb des Tümpels ist der so genannte "Wall", der als 4m breite Hecke die echten Bewohner von den Kleingärtnern trennt. Auf diesen gehe ich im Rundgang zwar nicht ein, er wird aber auch von mir gepflegt. Diverse Heckensträucher, Holunder, Himbeeren und Wildrosen finden sich dort und bilden Unterschlupf und Nistmöglichkeiten für die heimischen Wildvögel.

Ich hoffe, dass Dir der virtuelle Rundgang gefallen hat. Der Garten ist insgesamt knapp 400qm groß (manche Ansichten täuschen durch die Weitwinkelaufnahmen) und wird zu 90% von mir allein bewirtschaftet. Fast alle Artikel in diesem Blog schildern die Entwicklungen des Gartens und die Hintergründe zu den Projekten. Fertig ist ein Garten nie und deshalb wird hier auch in unregelmäßigen Abständen immer wieder berichtet.


Mittwoch, 14. Juli 2021

Starkregen in Witten, Mangrove im Garten

Wir in Witten haben noch einmal Glück gehabt. Während ca. 15km, hinter dem Ardeygebirge, in Hagen, der Notstand ausgerufen wurde und Altena abgeriegelt wird, gab es in Witten zwar Starkregen mit Überflutungen und abgesperrten Straßenzügen, die große Katastrophe zog allerdings knapp an uns vorbei. 

Nein, keine Urlaubsreise.

So ließen es die Witterungsbedingungen auch zu, dass ich mich abends auf den Weg in den Garten machen konnte.

Mangrove oder Ruhrpott?
 
Leichtere Überschwemmungen sind dort bei starkem oder lang anhaltendem Regen recht normal, das heutige Ausmaß war jedoch schon etwas besonderes, von den Wassermengen in etwa vergleichbar mit der Gesamtmenge Januar- März 2021- nur halt innerhalb eines Tages. 
 
Es entbehrt aber auch nicht einer gewissen Schönheit

Daher erinnert mich mein Garten im Moment eher an ein Ökosystem Mangrove als denn an einen Schrebergarten mitten im Ruhrgebiet. 

 
Der Wasserstand vorne bei den Trittsteinen ist neu
 
Klimawandelgegner mögen sich bestätigt fühlen- ist aber leider nicht so. Die Zunahme von Extremen ist leicht erklärbar. Das derzeitige Tief dreht sich unter anderem über NRW im Kreis, drumherum drücken die Hochdruckgebiete. Das führt zu immer mehr Regen, der viel zu langsam und wiederholt über das Land fegt (stark vereinfacht ausgedrückt). 
 
Hier stand das Wasser noch nie so hoch
 
Auf dem unteren Bild ist auf der dunkelsten Fläche gerade mein Tümpel entstanden. Er hat eine Fläche von ca. 5qm und beginnt vorne am Eimer bis zur Schubkarre. Immerhin ist er jetzt voll. 
 
Links sieht man den Aushub, Artikel folgt noch
 
Ich teile diese Bilder, um zu zeigen, dass starke Klimaveränderungen in beide Richtungen möglich sind- mit einem Hochwasser, was hin und wieder in abgeschwächter Form durchaus normal ist, in dieser Intensität, mit dieser Kraft der Zerstörung (z.B. in Hagen) und mit dieser Wasserhöhe jedoch absolut nicht mehr in den Bereich der Normalität fällt.

Normalerweise würde man auf eine Bruchsteinabgrenzung blicken
 
Der Wasserstand ist im Vergleich der letzten 35 Jahre sehr hoch
 
Hier sind man einen der Gartenwege
 

Sonntag, 7. März 2021

Was ist eigentlich eine richtig gute Wildwiese?

Wildwiesen liegen im Trend. Was aber genau ist eine richtig gute Wildwiese eigentlich? Dieser und einigen weiteren Fragen, die mir immer wieder begegnen, werde ich in diesem Artikel ein wenig auf den Grund gehen. 

Hier hat sich über ein Jahr Kamille durchgesetzt

Was ist der größte Unterschied zwischen einem Rasen und einer (Wild)Wiese?
 
In den Definitionen gibt es für große, grüne, regelmäßig gemähte Flächen viele Begrifflichkeiten: Rasen, Wiese, Wildwiese, Wildblumenwiese, Gras, Weide, Blumenweide, Wildblumenweide. In meiner Definition ist der größte Unterschied zwischen einem gepflegten, englischen Rasen und einer Wiese zunächst der, dass ein Rasen in seiner ganzen Perfektion nur aus Gräsern besteht, einmal pro Woche auf 4-5cm Höhe gemäht, 1x pro Jahr vertikutiert, im Sommer gewässert wird und auf dessen Bedürfnisse zu jeder Zeit mittels Kalk, Düngegaben, Nachsaaten, ggf. Unkrautvernichtern etc. eingegangen wird. Wer das gerne mag, kann an dieser Stelle aufhören zu lesen. Wem das zu viel Arbeit ist und wer wirklich im Einklang mit der Natur und seiner Umwelt gärtnern möchte, der ist herzlich eingeladen, weiter zu lesen. 
Eine Wiese erhebt keinen solchen Anspruch. Eine Wiese kann auch wöchentlich gemäht werden, enthält aber zum Beispiel Wildkräuter wie Löwenzahn, Gänseblümchen, Disteln, Klee und vieles mehr. Es wird mehr oder weniger halbherzig versucht, sie in einen englischen Rasen zu verwandeln werden, der Gärtnermensch verzweifelt aber gern daran. Eine Sisiphusarbeit sondergleichen, ich rate dringend davon ab. 
Echter Umwelt- und Naturschutz können manchmal wirklich sehr einfach sein und hiermit sind wir bei der Wildwiese. Eine Wildwiese wird auch gemäht (alle, wirklich alle Wiesen werden regelmäßig gemäht). Aber halt nur 1-2x/ Jahr. Und das konsequent. Nicht öfter. Wirklich wahr. 
 
Blick auf die Reptilienburg, links ein Wildblumenbeet

Warum muss eine Wiese überhaupt gemäht werden? 
Im Laufe von Jahrmillionen Jahren hat sich der Mensch große Flächen erschlossen, die er bewirtschaftet. Diese müssen regelmäßig kultiviert werden, mit unterschiedlichsten Zeitfenstern. Beikraut auf den Feldern muss oft entfernt werden, eine Wiese hingegen wird nur selten gemäht. Wälder müssen über lange Zeit aufgeforstet werden und jede Entnahme muss ausgeglichen werden. Die Tierwelt hat sich an solche Gegebenheiten angepasst. Und wo Anpassung evolutionär nicht möglich war, findet Anpassung durch lernen statt (vergleiche hierzu Wildtiere in Städten, aber das ist ein anderes Thema). Dazu kommen natürliche Ereignisse und Gegebenheiten: die Bodenbeschaffenheit, Starkregen, Überschwemmungen, Trockenheit, Jahreszeiten, Höhe. All dies sorgte auch ohne den Menschen für eine wahnsinnig hohe Vielfalt auf dieser Erde. Die meisten deutschen Wiesen würden, wenn sie nicht bewirtschaftet, sprich gemäht werden würden, aufgrund unserer klimatischen Voraussetzungen irgendwann zu Wäldern, der höchsten evolutionären Entwicklungsstufe im Pflanzenreich. Deshalb mähen wir. 

Was ist schlimm daran, eine Wiese alle ein bis zwei Wochen zu mähen? 
Wir als Menschen lieben Ordnung und Symmetrie. Daher hat sich bei uns ein gleichmäßiger, kurz geschorener Rasen als Nonplusultra im ästhetischen Empfinden durchgesetzt. Ökologisch unter dem Aspekt des echten Naturschutzes ist nur leider ein ästhetisch anmutender englischer Rasen tot. Ja, da fleucht gelegentlich was drüber und ein paar Würmer sind vielleicht auch im Erdreich- im Vergleich zu einer Wildwiese ist Rasen dennoch tot. 
 
Wird zu früh gemäht, hat der Aurorafalter keine Nahrung (Wiesenschaumkraut)

Endlich, die Wildwiese
Die Wildwiese wird nur ein bis zweimal pro Jahr gemäht, so weit waren wir schon. Die besten Zeitpunkte dafür sind die zweite Junihälfte und Ende August, bei einfacher Mahd pro Jahr empfiehlt sich der Herbst oder Ende Mai. Die einfache Mahd betreibe ich selbst nicht, dazu ist mein Garten zu klein, daher beziehen sich alle Erfahrungen auf die 2fache Mahd. 
Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich schreibe hier über die einfachste, natürlichste und pflegeleichteste Art, eine Wildwiese anzulegen und hier wären wir bei einem sehr wichtigen Punkt in Sachen echtem Naturschutz angelangt.
Die Wildwiese baut sich selbst, und zwar abhängig von der natürlichen Boden- und Feuchtigkeitsbeschaffenheit. Das ist essentiell wichtig, da nur so ein heimisches Ökosystem gefördert werden kann. Es gibt feuchte Fettwiesen und trockene Magerwiesen- und ganz viel dazwischen. Bei trockenen Magerwiesen sollte das Schnittgut abgetragen werden und hier ist die größte Möglichkeit gegeben, dass sich eine vielfältige Blütenpracht einstellt. Eine feuchte Fettwiese wird nicht dahin gelangen und ist dennoch sehr wertvoll. Also gilt es im eigenen Garten erst einmal herauszufinden, was man selbst für eine Wiese hat. Ich empfehle dazu die Suchbegriffe "Fettwiese" und "Magerwiese". Diese Unterscheidung ist wichtig, damit der naturverbundene Gartenmensch weiß, was ihn erwartet- und bei einer Fettwiese nicht überrascht ist, dass sich zunächst nur Löwenzahn und Hahnenfuß breit machen. Und jetzt kommt der praktische Teil: In der 2. Junihälfte mähen, dann noch einmal Ende August. Das war es. Das Schnittgut kann zum mulchen unter Obstbäumen genommen werden oder in wirklich dicken Schichten, um Beikraut z.B. unter Hecken im Zaum zu halten. Aufgrund der Beikrautsamen sollte nicht auf Beeten damit gemulcht werden. Das war es, wenig "gearbeitet" und doch ganz viel getan.
 
Laufwege vereinfachen die Bewirtschaftung

Und was ist mit der Wildblumenwiese, die hätte ich viel lieber? 
Eine ökologisch sinnvolle Wildwiese blüht in den seltensten Fällen üppig und für das menschliche Auge erkennbar. Das kann frustrierend sein, weil doch die Wildblumenwiese für das menschliche Auge so viel schöner daher kommt. Ist nur leider mit sehr viel Arbeit verbunden und fast unrealistisch- zumindest auf Dauer. Es gibt für jeden Boden- und Feuchtigkeitsgehalt Wiesenmischungen. Allerdings sollte dann eher als Ziel eine Langzeit- Wildwiese stehen, die auch nur ein- zweimal/ Jahr gemäht werden muss, auf der sich aber dauerhaft mehrjährige Pflanzen durchsetzen werden. Eine solche Wiese ist nach ca. 5-7 Jahren "fertig". Ich habe eine solche Wildblumenwiese im Westerwald gesehen. Sie bestand in den ersten Jahren aus 1-2jährigen Wildblumen und nach und nach setzte sich dort die Bergminze als mehrjährige Pflanze durch. Da gibt es allerdings regional große Unterschiede. Man muss bei einer angelegten Wildblumenwiese nicht nur die Beschaffenheit des Bodens und die jährlichen Niederschläge zu Grunde legen, sondern auch die regionale Flora. Nur so ist eine echte Arche für die heimischen Insekten möglich und der Arbeitsaufwand wird minimiert. Wer eine Wiese langfristig mit mehrjährigen Pflanzen bestücken mag, dem seien die örtlichen Naturschutzverbände ans Herz gelegt. Das Internet bietet ebenfalls mit den entsprechenden Suchworten weiterführende Informationen, ich fürge weiter unten ebenfalls noch ein paar interessante Links ein. 
 
Was ist mit den Wildblumenmischungen aus Discountern und Gartencentern? 
Der Laie beginnt damit und manche bleiben dabei. Habe ich auch. Kann man machen, ist aber Quatsch. Meist bestehen diese Mischungen aus einjährigen Blumen, die unterschiedliche Bedürfnisse haben. Sie werden gern zu dicht ausgesät und erfüllen meist nur ein Nektarangebot über einen Sommer, übrig bleiben ein paar Ringelblumen und Kornblumen. Die Wildwiesen und Wildblumenwiesen, die natürlich entstehen, bieten hingegen Raupenfutterpflanzen und Larvenfutterpflanzen über das gesamte Jahr. In Kombination mit einem insgesamt natürlich gehaltenen Garten, der auch über den Winter genügend Unterschlupf bietet, wird so der Ganzjahreslebensraum erweitert und gefördert. Das können die oben angeführten Mischungen nicht. Kleine Beete hingegen, die einfach zu bewirtschaften sind, oder damit bepflanzte Blumenkästen oder Kübel können jedoch durchaus einen sommerlichen Blickfang schaffen. Allerdings sollte man sich dann auch im klaren darüber sein, dass der ein oder andere Neophyt darunter ist, der tatsächlich außer Nektar und einer schicken Blüte nichts weiteres mitbringt. Dauerhaft über mehrere Jahre sind solche Mischungen auch nicht. Es werden lediglich die bleiben, die sich mit den Standorten anfreunden können.
 
Sieht schön aus, ist aber nichts für große Flächen und nicht von Dauer
 
Wie mähe ich die hohe Wiese? 
Ich mähe mit einem Akkurasenmäher auf höchster Stufe, damit ich die Bodenlebewesen nicht zu sehr störe. Wenn dieser die Höhe nicht schafft greife ich zum Akkukantenschneider, auch Akkusense genannt, und mähe einmal grob drüber, den Feinschliff dann mit dem Mäher. Für die klassische Sense ist meine Fläche eher zu klein, hier empfehle ich einen Sensenkurs (inklusive Dengelkurs), das lohnt sich für größere Flächen in jedem Fall. 
 
In der Mitte ein wildes Beet, drumherum die Wildwiese
 
Wie begehe ich die Wiese und wie reagiere ich auf ablehnende Nachbarn? 
Ich mähe Teile meiner Wiese wie einen Rasen. Sprich urdeutsch, etwa alle 2-3 Wochen, aber nur meine Laufwege und die Grenzgebiete zu den Nachbarn. Mein Garten ist ca. 400qm groß, davon etwa 150qm Wiese. Diese lasse ich als Wildwiese stehen, abzüglich der Laufwege dazwischen und ca. 2-3m zu den Nachbarn hin (in Summe recht wenig, weil noch Beete an den Grenzen sind). Das stellt den Frieden sicher und ich kann mich ohne Einschränkungen im Garten bewegen. Die Amseln lieben meine Laufwege und nutzen sie ebenso wie der Hase. Insofern haben alle etwas davon. Wenn Nachbarn meckern oder ihr Unverständnis äußern hilft das geduldige Gespräch. Und damit meine ich wirklich geduldig und wertschätzend. Das da ist Dein Garten, das hier ist mein Garten. Ich sehe zu, dass ich eine Abgrenzung schaffe. Wenn es Dich interessiert, komm rüber und ich erkläre es Dir. Wenn nicht, auch gut. In Kleingartenanlagen empfehle ich eindringlich, vorher kurz mit dem Vorstand und/oder dem/r FachberaterIn über den Plan zu sprechen. Zum einen sind alle dadurch informiert, zum anderen kann man so Vorurteilen vorweg greifen. Auch hilfreich ist der Verweis auf das BKGG (Bundeskleingartengesetz), welches den Natur- und Umweltschutz mit verankert hat. Es muss klar sein, dass sich das angenehme mit dem nützlichen verbindet. Ich bin nicht faul, weil ich nur ein bis zweimal im Jahr mähe. Im Gegenteil, ich habe mit einem naturnahen Garten in der Regel mehr Arbeit, sie ist nur anders, als "üblich". Auch fliegt so nicht mehr "Unkraut"- das wird es immer geben, ob mit englischem Rasen oder ohne. 
 
Die Laufwege sind kurz gehalten

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