Freitag, 24. April 2020

Ringelnattern im Kleingarten: Schützen und Lebensräume bieten

In meinem letzten Artikel bin ich auf mein neu gebautes Sandarium eingegangen (siehe auch hier: "Lebensraum für Eidechsen"), in dem ich auch ausführlich die Handhabung mit meinem alten Pampasgras beschrieben habe. 

Dies ist das Exemplar von vorgestern
In den letzten beiden Jahren konnte ich ebenfalls eine Ringelnatter beobachten, die sich Ende April für wenige Wochen auf dem Gras gesonnt hat und in meinem kleinen Teichtümpel auf Molchjagd ging (siehe auch hier: "Ringelnatter im Kleingarten" und hier: "Die Ringelnatter erwischt einen Molch...".

Aufgrund der Größe konnte ich kein Geschlecht erkennen, vermute aber ein Weibchen

Und daher befasst sich dieser Artikel im ersten Abschnitt mit meinen Schlangen- Erlebnissen und im zweiten Teil mit einer kleinen Gartenrunde, die einen Einblick in die Lebensräume gibt. 

Ich liebe ja Spiegelungen
Fast auf den Tag genau kam ich vorgestern in den Garten und erblickte sofort, dass die Ringelnatter wieder da ist, allerdings diesmal ein wenig kleiner als die letzte und auch viel grünlicher.

Aus dieser Serie musste ich einfach ein GIF bauen
Ich hoffte auf ein ähnliches Verhalten und pirschte mich mit Decke und Kamera an den Tümpel. Nach 2 erfolglosen Angriffen im Teich plöppte plötzlich, während die Natter kurz zum sonnen auf festem Grund weilte, der Frosch unmittelbar vor meine Nase, machte noch einen kurzen Satz und wirkte insgesamt ein wenig paralysiert. Somit gab er mir allerdings auch die Zeit zu diesem Foto. Nach einigen Augenblicken hüpfte er dann recht unkoordiniert in den Teich meines Gartennachbarn. Dort ist er immer noch und quakt fröhlich vor sich hin. An meinem Tümpel verhält sich jeder Frosch vorbildlich leise- ich frage mich, woran das liegt...
Frosch, noch ein wenig durch den Wind
Einem Molch geling hingegen keine Flucht mehr, beim dritten Angriff gelang der Ringelnatter ein Treffer (da ich dies gefilmt habe, gibt es ausnahmsweise kein Foto, aber es ging ja am nächsten Tag weiter, also dranbleiben und weiter lesen...).

Nach ungefähr 2 Stunden, die ich in nahezu völliger Bewegungslosigkeit verbracht habe war die Jagd nach Bildern an diesem Tag ausgesprochen erfolgreich beendet.

Rechts das Männchen, wesentlich kleiner als das Weibchen- läuft bei Schlangendamen


Gestern berichtete mir dann mein Nachbar, dass er auch eine Schlange in seinem Teich gesichtet habe.

Und immer der Herzensdame hinterher...
Als ich dann von meiner Terrasse auf meinen Tümpel blickte glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Im Teich waren 2 Ringelnattern, ein Männchen und ein Weibchen, welches gerade einen Molch verspeiste, das Männchen verweilte dabei in unmittelbarer Nähe zum Weibchen.

Erwähnte ich das schon mit den Spiegelungen? ;)
Die Ringelnattern sind gerade eben erst aus ihrer Winterstarre erwacht und jetzt ist eben Paarungszeit. Was für ein unfassbares Glück, dass sich diese Paarung nun ausgerechnet in meinem kleinen Garten abspielt.

Wirkt romantischer als es in Wirklichkeit ist
Während das Weibchen eher einen unbeteiligten, immer noch auf Beutezug bedachten Eindruck machte schlängelte sich das Männchen heftig aufgeregt durch das Wasser und biss sich gelegentlich am Rücken des Weibchens fest, eher so knabberig, aber doch irgendwie- es ist kompliziert.

Das einzige Bild, wo es nicht nach Schläuchen ausschaut
In der Regel sind Ringelnattern teilweise minutenlang völlig regungslos, entweder auf der Jagd oder beim Sonnenbaden, aber der werte Herr hinterließ fast schon einen leichten ADHS- Eindruck. Als das Weibchen einmal kurz aus dem Teich herauskam wurde er noch zappeliger und ist direkt hinterher.

Nichts für schwache Nerven
Sie hingegen fraß erstmal noch einen Molch...

Irgendwann hat er es aber doch geschafft und gemeinsam ver- und entknoteten die Beiden sich über mehrere Minuten. Wirklich schicke Bilder bekommt man dabei nicht, es sieht eher so aus, wie wenn sich 2 Reifenschläuche miteinander verheddert hätten, hier übrigens so ein "Männchen hat sich festgebissen"- Bild. Wenn sie dann ein Stück geschwommen ist, hats ihn genau an der Stelle festgehalten und er wurde mitgezogen.

Japp, schicke Spiegelung
Irgendwann ließ sich dann sogar noch eine dritte Ringelnatter, ebenfalls ein Weibchen, blicken. Er wusste kurzzeitig nicht mehr so ganz Bescheid und schoss dem anderen Weibchen hinterher, kehrte dann aber wieder in den Teich zurück. Auf mich wirkte es ein bisschen so, als ob das zweite Weibchen unerwünscht war.

Was man so Romantik nennen kann
Als alles soweit erledigt war, kamen beide aus dem Wasser und paarten sich noch einmal an Land zwischen den abgestorbenen Gräsern. Leider auch wieder Fahrradschlauchcharakter. Aber ich habe zwischendurch immer mal wieder ein bisschen gefilmt und werde in freien Minuten mal schauen, ob ein nettes Ergebnis dabei herauskommt.

Normalerweise wird mit solchen Bewegungen der Kiefer wieder in Position gebracht. In der Regel nach dem Verschlingen eines Opfers
Abends tat mir dann zwar alles weh, aber das war es wert.

Auf der Suche nach IHR
Auch hier bewahrheitet sich ein wenig die Erfahrung der letzten Jahre: Abgestorbenen Gräser keinesfalls entsorgen und einen Schnitt an Gras nicht bodennah ausführen. Schnittgut am besten unmittelbar an der Pflanze großzügig aufschichten, es wächst im Sommer eh alles wieder zu. In der Nähe noch ein Teich, viele Versteckmöglichkeiten sowie sonnige und schattige Plätze, ein paar Steine und Sand, Kompost sowie mindestens 2 Totholzecken (schattig- feucht und sonnig- trocken) bieten einen unfassbar tollen Lebensraum für Reptilien, Igel und auch bodennah brütende Vögel.

Eine gute Figur gab der Herr nicht wirklich ab
Faszinierender Weise kommen sie sich scheinbar nicht bis zur völligen Ausrottung hin in die Quere, der Igel schläft bei mir auf der einen Seite, die Nattern kommen von der anderen Seite und die Echsen scheinen sich eher im oberen Bereich aufzuhalten. Und alle sind ja irgendwann auch mal satt (immer optimistisch bleiben). Im folgenden füge ich noch ein paar Aufnahmen zur besseren Vorstellung an und beschreibe ein wenig, was hier und da so zu finden ist:

Günsel auf der Wiese.
Ich mähe zu Beginn der Saison nur die Wiesenstücke, die sich unmittelbar in der Nähe zu den Gartennachbarn befinden. Den Rest lasse ich so lange wie möglich stehen, damit z.B. das Wiesenschaumkraut ausblühen kann oder hier der Günsel neben Gänseblümchen und auch Löwenzahn genug Futter für heimische Insekten bietet.

Blick auf die Hütte- und auf so viel mehr...
Eine klassische Kleingartenhütte. Hier zählt aber der Vordergrund: Das recht hoch geschnittene Pampasgras bietet den Grundlebensraum, links daneben gilt: Ohne Wasser geht es nicht, aber diese ca. 300 Liter reichen schon aus. Rechts oben wo man die Ton- Sonnenblume erkennt, befindet sich das Sandarium und nach rechts ist der Boden wieder dicht bewachsen.

Hier die Seitenansicht
Das Sandarium befindet sich auf meiner Terrasse, so wird es am wenigsten durch herabfallendes Laub bedeckt und es ist einer der wärmsten Plätze im gesamten Garten.

Frontansicht
Das Sandarium: Viele Steine, ein wenig Totholz zum erklimmen, Sand, eine kleine Wasserstelle und ganz viele Versteckmöglichkeiten. Bei dem Dekogedöns handelt es sich um die gesammelten Werke aus dem Erbe meiner Eltern, die hier noch einen guten Unterschlupf bieten und dem Ganzen einen in meinen Augen schicken Shabby Look geben.

Von der Terrasse aus
Hier ist der Blick von der Terrasse aus, hinter der grünen Hecke im Vordergrund ist der sonnig- trockene Totholzhaufen zu erkennen. Dieser wächst im Laufe der Zeit immer weiter an, je nachdem, was im Garten so an nicht- häckselbarem Schnittgut anfällt.


Wiesenansicht
Bitte nicht von der Weitwinkelaufnahme täuschen lassen, der gesamte Garten hat ca. 400qm. Rechts mittig ist mein Wildblumenbeet, dort blühen im Frühsommer und über den Sommer diverse Wildblumen, Sonnenblumen und alles, was zu schade zum zupfen ist. Ich pflanze dort auch unerwünschte 1, 2 und mehrjährige Pflanzen hin, die ich über die Saison in meinen Beeten finde, z.B. Fingerhut, Mutterkraut, Ringelblumen, Nacht- und Königskerzen, Jungfer im Grünen, vor ein paar Tagen eine Pfefferminze sowie in die Lücken eine Wildblumenmischung. Angepflanzt wurden Kamille und Alant. Die drei Kästen auf der Treppe sind mit Oregano und Currykraut für meinen Eigenbedarf bepflanzt, ein Teil darf aber auch ausblühen.

Die Kompostecke ist im Sommer recht überwuchert mit Brennesseln und leider auch mit Ackerwinden.
Die Kompostecke wird regelmäßig völlig überwuchert. Ich ziehe dann einmal mit der Heckenschere drüber, um wenigstens noch freien Zugang zu haben. In der Ecke befindet sich die eher feuchte, schattige Totholzecke.

Hier ist die Totholzecke
Die Totholzecke ist auf diesem Bild besser zu erkennen.


Grenzbeet
Dies ist eines meiner Zierpflanzenbeete, wobei ich da eigentlich so gar kein "echtes" von habe. 2 Johannisbeersträucher finden sich, ein Flieder, ein Zwergflieder (so gerade noch im Bild) und links neben der Fotografin (also aus dem Bild raus...) stehen noch 2 Duftrosen (für meinen Rosensirup), in einer habe ich tatsächlich auch einmal eine veränderliche Krabbenspinne gesichtet. Es vermehren sich gerade Fingerhut, zugewanderte Lichtnelken (ungefüllt), Lungenkraut, eine Pfingstrose, Taubnesseln, Frauenmantel, dazwischen immer wieder Phacelia und Mohn. Wenn dann noch Platz ist säe ich ein paar gemischte Wildblumen dazwischen und natürlich Sonnenblumen. Rechts hinten beginnt mein Gemüsebeet, zu erahnen sind Schnittlauch, ein riesiger Salbei und Liebstöckel. Dann noch Ysop, Rosmarin und Teefenchel im mehrjährigen Kräuterbeet. Die Gemüsebeete selbst werden in jedem Jahr anders bepflanzt und es gibt noch eine Reihe mit gemischten Beerensträuchern.

Überall, wo es möglich ist befinden sich Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten und was für den ordentlichen Kleingärtner rumpelig und verwildert scheint beinhaltet eine ganze Menge Arbeit, da ich versuche jedes Kraut zu bestimmen, hier und dort umzupflanzen und auf seinen Nutzen zu überprüfen. Wenn dann alles in seiner vollen Blüte steht, so ist das mein Gartentraum.


2 Kommentare:

  1. Hallo Andrea,
    toll wie du für die Reptilien in deinem Garten sorgst.
    Deine Bilder von den Ringelnattern sind wirklich schön.
    Ich finde es überhaupt ganz großartig, dass du die Schlangen in den Vordergrund stellst, obwohl diese Tiere bei den meisten Leuten eher Abschäu, Angst und Ekel hervorrufen.
    Mach weiter so und poste fleißig schöne Bilder von deinen Schützlingen, damit die Leute unsere einheimischen Reptilien kennen und schätzen lernen können.
    Liebe Grüße
    Dagmar

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    1. Liebe Dagmar, vielen Dank!!!
      Ich gebe mein Bestes da dran zu bleiben- und bei allem anderen, was da so kreucht und fleucht. Und auch wenn es manchmal mehrere Wochen dauert, bis dass ich einen neuen Artikel schreibe, so hoffe ich, dass ich dennoch ein paar Menschen damit erreiche :) Und wenn es die sind, die es ebenfalls sehr interessiert (wie Dich), dann hat es sich für mich schon gelohnt.
      Liebe Grüße
      Andrea

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